Im Juli 2023 waren wir mit unserem Jollenkreuzer für eine Woche auf den Ruppiner Seen unterwegs. Da wir sozusagen mit “Kind und Kegel” auf Tour waren, haben wir uns zwei Ferienwohnungen direkt am Zermützelsee genommen. Die Vermieterin war so freundlich, uns das Festmachen am Steg vor dem Haus zu erlauben, sofern wir die Fahrgastschifffahrt nicht behindern. So hatten wir von den Ferienwohnungen gerade einmal fünfzig Meter bis zum Boot und die Kinder einen Spielplatz sowie einen kleinen Badestrand vor der Nase hatten und den Wald mit Waldmuseum und Bibersumpf im Rücken. Die Ferienwohnungen sind im gleichen Gebäude und die Bauwagen auf dem Gelände der Waldschenke Stendenitz, in der man auch, allerdings mit knappen Öffnungszeiten, frühstücken oder essen kann. Eine interessante, unkonventionelle und empfehlenswerte Unterkunft. Wer nur mit dem Boot anreisen und darauf übernachten möchte, findet direkt nebenan einen Campingplatz mit einigen Liegeplätzen.
Bemerkenswerte Unterschiede bei Hafenmeistern
Am Zermützelsee gibt es keine für unser Boot geeignete Sliprampe. Die Idee war, das Boot am Ruppiner See in Neuruppin in Wasser zu bringen. Also Anruf bei einem der Hafenmeister, den Namen des Hafens will ich aus Rücksichtnahme mal verschweigen, das Gespräch aber in etwa und mit gehörtem Akzent wiedergeben. So viel vorweg: Der Hafenmeister muss vorher Taxifahrer in Berlin gewesen sein. Das Gespräch im Wesentlichen:
- “Brspgrblbm.”
- “Wer ist da, bitte?”
- “Brspgrblbm.”
- “Ich habe Sie leider nicht verstanden. Bin ich beim Hafenmeister von xyz?”
- “Mensch, Junge, mach hin und sach watte wills!”
- “Kann ich bei Ihnen am Sonntag meinen 15er Jollenkreuzer slippen.”
- “Dat is mir sowas von ejal, watte hier in den See schiebst. Musste versuchen.”
- “Was kostet das Slippen?”
- “Fuffzehn Euro.”
- “Kann ich den Trailer bei Ihnen für eine Woche abstellen?”
- “Jejen Geld, ja!”
- “Schön, und was kostet das?”
- “Fuffzehn Euro am Tach. War’t dat?”
Angesichts des geschickten Verhandlungstones und der Preispolitik war das Verkaufsgespräch auch von meiner Seite an dieser Stelle abrupt und offenbar im gegenseitigen Einvernehmen beendet. Dass es auch anders geht, zeigte der Anruf beim Hafenmeister in Lindow. Zunächst besetzt, wenige Minuten später sogar ein freundlicher Rückruf und ich bekam alle notwendigen Informationen — von denen der Hafenmeister nicht einmal einen Vorteil hatte: Die recht gute Slipanlage ist öffentlich und kostenlos und unseren Trailer konnten wir 200 Meter entfernt auf dem Campingplatz für 5 Euro pro Tag abstellen. Vielen Dank für die Tipps.
Ganz neue Erfahrung: Wenig Strom und viel Tiefe
Auf unserem Hausrevier haben wir mit reichlich Strömung und Mindertiefen zu kämpfen. Da war der Gudelacksee mit reichlich Tiefe und wenig Strömung eine ganz andere Erfahrung. Interessant war das seltsame Gefühl, das erste Mal 25 Meter Tiefe (maximal 36 Meter) auf dem Echolot zu lesen. Dabei reichen auch 1,80 Meter zum Ertrinken. Wie auch immer: Mit 4,38 Quadratkilometer Fläche, 3,7 Kilometer maximaler Länge und 1,9 Kilometer Breite hat man einen See, auf dem es sich schon ganz ordentlich segeln lässt.
Ich musste den See überqueren, um über den Rhin und durch den Möllensee zum Zermützelsee zu gelangen. Das ist eine Strecke von rund 15 Kilometern, die ich in 2:20 Stunden mit knapp einer Akkuladung (Epropulsion Spirit 1.0 Plus) fahren konnte.
Im Laufe der Woche sind wir auch noch über den Teetzensee in den Molchowsee gefahren. Alle Seen ermöglichen das Segeln, wenngleich der Gudelacksee und der Zermützelsee sowie der Tornowsee am besten geeignet sind. Auf dem Tornowsee und dem dorthin führenden Rottstielfliess darf allerdings nicht mit Verbrennungsmotoren gefahren werden. Insofern genießt man dort himmlische Ruhe ohne laute Motorboote oder Bunbows (Bungalowboote), die ansonsten hin und wieder nerven, insbesondere im engen Rhin, der die Seen verbindet.
Fazit: eine schöne Kombination zum Segeln und Wasserwandern
Es ist ein schönes, romantisches und naturnahes Revier mit vielen Möglichkeiten zum Ankern oder Festmachen direkt am Waldrand. Wasser und Grün gehen hier direkt ineinander üben, sodass man an heißen Tagen am Rand Schatten oder vor starken Winden am Waldrand Schutz findet. Selbst in der Hochsaison ist es längst nicht so voll wie auf den Müritzgewässern, wo man sich vor Brücken oder Schleusen schon mal in Warteschlangen findet. Eine Mastlegevorrichtung ist allerdings unbedingt zu empfehlen.
Empfehlenswert ist auch, auf dem Boot Lebensmittel zu bunkern und kochen zu können. Die Infrastruktur ist nicht so ausgeprägt, wie beispielsweise auf der Müritzer Seenplatte. Es gibt relativ wenige Restaurants mit teilweise eingeschränkten Öffnungszeiten. Es kann passieren, dass man vor geschlossenen Türen steht, ein Plan B auf dem eigenen Kiel ist unbedingt anzuraten.