Willkommen im Boot!

Auf diese Arbeit habe ich mich seit etlichen Wochen gefreut. Und wirklich: Der Einbau des Bodens macht große Freude. Erstens braucht man nicht mit Epoxid herumkleistern, zweitens ist es eine schöne Holzarbeit mit der Aussicht, bald einen richtig begehbaren Boden zu haben und drittens gibt das Ergebnis dem Boot einen beinahe wohnlichen ersten Eindruck. Kurzum: Der Boden gehört zweifellos zu den Meilensteinen dieses Bauprojektes. Meilensteine sind als motivierende Zwischenziele wichtig; nach dem Bootsboden ist es das Cockpit, dann die Kabine usw.

Ich bin hier in mehreren Punkten vom Plan abgewichen, zunächst einmal in den Maßen. Der Plan sieht 76 x 18 mm für die Bodenbretter vor. Ich hatte noch reichlich gute Dielenböden in 21 mm Stärke herumliegen, nach dem Beschnitt von Nut und Feder hatte ich eine Breite von 10 cm. Es ergab keinen Sinn, die Bretter mit viel Verschnitt schmaler zu schneiden, nur um dem Plan zu genügen. Nach dem Zusägen und Bohren habe ich die Bretter von beiden Seiten durch den Dicktenhobel gezogen und hatte am Schluss eine Dicke von 18  mm. Auch mit den breiteren Dielen sieht der Boden sehr gut aus, finde ich.

Die zweite Änderung betrifft die „Lift-out section“ oder Bodenklappe. Sie soll es ermöglichen, Bilgenwasser aufzuwischen. Vorgesehen sind zwei kleine Klappen von einem Schott zum nächsten am tiefsten Punkt des Bootes, wo durch die Schottdurchlässe das Wasser zusammenlaufen soll. Das Boot hat nicht wirklich einen deutlich definierten tiefsten Punkt. Liegt es nur ein wenig nach vorn oder hinten, ob im Wasser oder auf dem Trailer, wird man kein Bilgenwasser schöpfen oder wischen können. Und was ist mit dem Dreck, der sich über die Zeit in den unzugänglichen Bilgenbereichen sammeln wird? Das könnte ein Geruchsproblem werden.

Ich habe mich also entschieden, das zweite Brett parallel zum Kiel in der ganzen Länge klappbar zu machen, die größere Breite der Bretter kommt mir dabei sehr entgegen. So habe ich die Möglichkeit, in der gesamten Kabine zwischen alle Schotts zu kommen und nicht nur eventuell auftretendes Bilgenwasser, sondern auch Schmutz aufnehmen zu können. Und noch ein Vorteil ergibt sich: Man gewinnt den gesamten Stauraum, in dem man beispielsweise Frischwasser in lebensmitteltauglichen Flaschen unterbringen kann – gleichzeitig ein schöner Kielballast. Ich schätze, dass sich in der Bilge leicht 40 bis 60 Kilo Wasser bunkern lassen. Oder man bringt Blei oder Metallbarren an beliebiger Stelle unter, mit denen man das Boot trimmen kann. Oder schafft, mit entsprechender Abdichtung gegen Wasser, Raum für moderne Akkus und muss dafür nicht den Stauraum im Vorschiff verschwenden.

Eine dritte Änderung ist der Abstand zwischen den Brettern, den ich mit einem Zentimeter recht großzügig messen habe. Das hat einerseits mit den zwar sehr schönen, aber etwas ausladenden Messingscharnieren zu tun, die ich mir besorgt habe, andererseits sorgt das für eine uneingeschränkte Durchlüftung des Bootes.

Im Handbuch ist leider nicht beschrieben, wie man die Bretter so schneidet, dass sie der Kurvenlinie folgen. Das ist im Grunde ganz einfach. Ich habe die ersten beiden Bretter vom Schwertkasten, die noch gerade geschnitten werden können, passend montiert und die Mitte jeder Schottleiste durch einen Linealstrich markiert. Dann habe ich von der Außenkante bis zum Ende des Schotts an der Bordwand gemessen und für jedes Schott das Maß notiert. Die montierten Bretter wurden ausgebaut, mit Distanzstücken auf dem Werktisch ausgelegt, die Linien für die Schotts verlängert und die gemessenen Abstände zur Bordwand übertragen. Hier wurden ganz kleine Nägel eingeheftet. Nun benötigt man aus einem Plattenverschnitt, am besten 6 mm, einen etwa 2 cm breiten und ausreichend langen Streifen, eine sogenannte Straklatte. Diese wird  an die Nägel gelegt und auf der anderen Seite ebenfalls mit einem Nagel fixiert. Oder man kann sie mit einem kräftigen Band kleben oder mit Gewichten fixieren. Wie auch immer, das Prinzip dürfte klar sein: Die Leiste bildet wunderbar den Bogen ab, den man nun nur noch nachzeichnen muss.

Die weiteren Schritte sind: Bodenbretter nach Strakleiste sägen, den Boden mit Distanzstücken in das Boot einlegen, ausrichten, ggf. anpassen, Schraubenlöcher bohren. Alle Bretter wieder raus und entweder vorher numerieren oder in der richtigen Reihenfolge ablegen. Nun entweder schleifen oder, wie ich, mit der Maschine hobeln. Bohrlöcher mit dem Senkbohrer für den Kopf der Senkkopfschrauben ausbohren, nach Geschmack oder Bedarf die Kanten mit der Oberfräse abrunden, hobeln oder schleifen, streichen und nach ausreichender Trocknungszeit wieder einschrauben. Ich habe recht teure Bronzeschrauben verwendet, weil ich Edelstahlschrauben nicht leiden mochte. Aber es kommen an die hundert Schrauben zusammen – mit den Messingscharnieren und Bodenhebern summiert sich das. Allerdings würde ich nicht noch einmal Bronzeschrauben verwenden. Sie sind sehr weich und beim Eindrehen erhält man leicht scharfkanzige Grate. Es kann durchaus sein, dass ich die Bronzeschrauben doch noch gegen Edelstahl austausche. Man sollte V4A-Schrauben verwenden, die auch Salzwasser vertragen.

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2 Antworten

  1. Hallo Carlos,
    wann geht es denn weiter mit deinem Pocket Ship
    meins ist nun fast fertig. Ich könnte dir auch mal Bilder schicken
    MfG
    Andreas

    1. Der Bau ist etwas ins Stocken gekommen, zumal ich über Winter kaum arbeiten kann, weil meine Werkstatt zu kalt ist. Aber ich habe auch länger nichts geschrieben. Der Rumpf ist fertig und wartet auf das Laminieren. Bilder von Deinem Bau würden mich sehr interessieren.

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