Darf ich vorstellen: die neue „Konfido“

Schon wieder ein neues Boot? Die Anforderungen haben sich noch einmal geändert und damit hat sich der Kreis jetzt sozusagen geschlossen. Mit dem Jollenkreuzer Greif 650 scheint alles zu passen.

Mit dem vorherigen Jollenkreuzer, der „Bon Voyage“ hatten wir im vorletzten Jahr eigentlich viel Freude, auch wenn wir aufgrund des Wasserstandes und mangels Gelegenheit damit gar nicht segeln konnten. Aber das Boot hat dann doch neue Begehrlichkeiten geweckt: Bei gleichen Abmessungen etwas mehr Wohn- und Arbeitsraum, weniger Pflegeaufwand mangels Zeit, und schlussendlich sollten auch die Enkelkinder mitreisen können. Schon länger hatte ich nach einem Greif 650 Ausschau gehalten, konnte aber nichts Passendes finden. Und dann ergab sich einfach die Gelegenheit, die wir ergriffen haben.

Der Greif 650 ist ein klassischer 15er-Jollenkreuzer, der sich aber durch einige clevere Details als Reiseboot auszeichnet: längere Kajüte, kleineres Cockpit, dadurch Platz für eine Vorderkoje. Mehr Freibord und dadurch tiefere Backskisten im Cockpit und zusätzliche Staumöglichkeiten in der Kajüte sowie mehr Höhe für bequemes Sitzen. Das Schwert wird anders geführt und damit ist der Tisch jederzeit nutzbar und sogar komfortabel groß. Und: als reiner Kunststoffsegler ist er pflegeleicht. Er segelt wohl etwas behäbiger als seine Jollenkreuzerkollegen und ohne Holz fehlt ein bisschen Charme. Aber für uns ist es das richtige Reiseboot für längere und kürzere Binnenfahrten.

Der Greif 650 ist ein praktisches, robustes und in seiner Form hübsches DDR-Boot. Es wurde bis Anfang der 90er-Jahre gebaut und ist gebraucht nicht sonderlich häufig zu bekommen. Aufgrund ihrer Vorteile wechseln solche Boote offenbar in der Vereinsszene schon die Besitzer. Die Vorgaben für 15er-Jollenkreuzer wurden mit 6,50 Meter Länge und 2,49 Meter Breite über alles voll ausgeschöpft, sodass das Boot alles in allem viel Platz bietet und trotzdem noch bequem trailerbar ist. Ich zitiere meinen Bootsbauer: „Da hat sich jemand mal richtig Gedanken gemacht.“ Für einen Norddeutschen ist das schon pure Euphorie.

Vom Bootsbauer Jens Schlick wurde das Antifouling erneuert, ein Toplicht mit Solarlader und Fernbedienung aufgesetzt, ein Echolot mit Logge und WLAN-Anbindung von Raymarine wurde verbaut und ein LTE-Router mit WLAN-Verstärker eingebaut, damit ich auf unseren Fahrten auch arbeiten kann. Wie immer hat er gute Arbeit gemacht. Als Stromquelle dient eine ECO Flow Powerstation, die einfach an das vom Bootsbauer installierte klassische und überschaubare Bordnetz angeschlossen wird. Die Powerstation kann schnell entnommen und im Hafen oder bei Landgängen in kürzester Zeit voll oder fast vollgeladen werden. An guten Tagen wird mit einem faltbaren Solarpanel geladen, das eigentlich für die Epropulsion-Akkus ist, aber auch prima mit der Powerstation arbeitet. Der Antrieb erfolgt, wenn nicht gesegelt werden kann, über einen Epropulsion Spirit 1.0. Die Segel sind etwas ausgelutscht und kommen neu.

Interessant ist das vordere, zusätzliche Wantenpaar. Da ich soetwas auf keinem einzigen Bild eines Greif 650 gesehen habe, war ich bei der Besichtigung des angebotenen Bootes sehr skeptisch und hatte den Verdacht, dass möglicherweise die originalen Wanten Probleme haben könnten. Ich habe daher die Stellen akribisch durchgesehen, aber keinerlei Mangel feststellen können. Der Bootsbauer hatte anhand von Fotos die Vermutung, dass die zusätzliche Vorrichtung etwas mit der Jüteinrichtung zu tun haben könnte. Recht hatte er. Die vorderen Wanten dienen nur dazu, den Mast beim Legen seitlich zu führen. Das ist ein echter Komfortgewinn, weil man den Mast ganz mühelos in wenigen Minuten legen und stellen kann. Ob das werftseitig so verbaut oder nachträglich angebracht wurde, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist das große Klasse. Wenn mir andere Besitzer dieser Boote zu den technischen Details und Besonderheiten etwas sagen können, würde ich mich freuen.

Wir sind sicher, dass wir mit dem Greif viel Freude haben werden.

2 Antworten

  1. Moin moin aus Wismar,
    vielen Dank für den einblick in dein Boot. Ich habe auch eine Greif, Bj. 87 – sehr unverbastelt und original vom Erstbesitzer übernommen, Baunummer 57. Kann Dir sagen dass das vordere Wantenpaar nachträglich verbaut wurde, ebenso der Jütbaum.
    Wenn ein Erfahrungsaustausch gewünscht ist, gerne.
    Frohe Weihnachten

    1. Vielen Dank für den Eintrag. Ja, an Erfahrungsaustausch wäre ich interessiert und würde mich freuen, wenn sich noch mehr Besitzer eines Greif hier melden. Bei Bedarf baue ich gerne ein Forum ein. Das vordere Wantenpaar hat sich sehr bewährt, man kann den Mast zu zweit mühelos legen und auch allein geht es ohne große Probleme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert