Warum nur so ein winziges Segelboot?

Pocketship für die Westentasche
Pocketship für die Westentasche (mit frdl. Genehmigung von clcboats.com)

Wenn ich mit Seglern gesprochen oder in Foren meine Fragen gestellt habe, bekam ich immer die Frage, warum ich ein so kleines Boot bauen möchte. Und so gut wie nie wurde meine Antwort abgewartet, sondern sofort und ungefragt ein Vorschlag gemacht. Üblicherweise waren die Boote mindestens zwei Meter länger, gerne auch mal doppelt so groß und vor allen Dingen: mindestens vier Mal so teuer.

[infobox title=’Daten des Pocketship‘]Länge des Rumpfes ca. 4,60 Meter, incl. Bugspriet und Ruder ca. 6,00 Meter, Breite ca. 2,00 Meter, Tiefgang mit Klappschwert ca. 90 cm, ohne Schwert 40 cm, Leergewicht 360 Kilogramm incl. Ballast, maximale Zuladung 725 Kilogramm, Segelfläche 13,7 Quadratmeter, Platz im Cockpit für vier Personen, zwei Schlafplätze in der Kabine.[/infobox]

Nach vielen Gesprächen mit Seglern weiß ich: es ist wie in jedem Sport, in jedem Beruf, in jedem Verein: jeder weiß es besser und das, was man selbst besitzt (oder wenigstens besitzen möchte), ist ohnehin das Beste. Glücklicherweise gab es auch Skipper, die mir aufmerksam zugehört haben, bevor sie einen Tipp gaben. Und so hat sich eigentlich bestätigt, dass ich im Wesentlichen richtig liege.

Die Anforderungen

  1. Das Boot möchte ich in eigenen Räumlichkeiten bauen können, um nicht über einen Zeitraum von mindestens zwei, eher drei und vielleicht mehr Jahren auf alle Materialkosten hinauf auch noch Miete zahlen zu müssen. Außerdem muss man flexibel arbeiten können, dazu sind kurze Wege sinnvoll.
  2. Ebenso wichtig ist, dass das Boot auch in eigenen Räumlichkeiten abgestellt und überwintern kann.
  3. Wir möchten keinen festen Liegeplatz haben, sondern sehr flexibel und kurzfristig Fahrten antreten können, auch mal allein. Dazu muss das Boot sehr leicht trailerbar sein und soll mit jedem normalen Pkw gezogen werden können. Und wenn man es allein trailern können will, muss man es auch allein segeln können.
  4. Die laufenden Kosten sollen gering sein. Es ist davon auszugehen, dass ein kleines und unkompliziertes Schiff, das nach jedem Törn wieder aus dem Wasser genommen wird, wenig Wartung und Reparaturen benötigt.
  5. Wir wollen im Wesentlichen Wanderfahrten auf Binnenseen und Flüssen machen. Gerade auf Flüssen ist ein kleines und wendiges Schiff von Vorteil, wenn nicht auf einigen Revieren das einzig mögliche Wasserfahrzeug mit Kabine. Zudem ist für diesen Einsatz geringes Gewicht vorteilhaft, um mit einem leichten Motor, vorzugsweise Elektromotor, auch längere Distanzen fahren zu können.
  6. Und: wir haben wenig Lust, eine mobile Wohnung mitzuschleppen. Die Kabine ist zum Schlafen unter angenehmen Bedingungen gedacht oder als Unterschlupf für Schlechtwetter. Komfort und bequeme Versorgung bieten Hotels am Wasser.

Nach meiner Einschätzung kann dabei nur ein Boot in dieser Größenordnung herauskommen und es gibt kaum ein griffiges Argument für ein größeres. Und da ohnehin laut Auskunft aller Skipper jedes Boot immer einen Meter zu klein ist, kann man ja auch gleich bei einem der kleinsten bleiben.

[erechtshare]

8 Antworten

  1. Hi Carlos,
    dieses PocketShip gefällt mir sehr gut. CLC stellt vernünftige Boote her, bzw. durchdachte Bausätze. Ich habe hier mal einen Link über zwei französische Brüder, die auf den ersten Blick wie abgehalfterte Senio-Skilehrer aussehen, aber durch und durch Wassersportler sind.
    Schau Dir mal die Bootsgrößen an, mit denen sie über die Meere schippern, Respekt!
    Wenn ich den Trangia Spirituskocher sehe, geht mir das Herz auf 😉

    http://www.creartisto.com/sansboussole/index_en.html

    Viel Spaß!

  2. Hallo Carlos,
    Ich habe ja schon Kommentare bei Dir geschrieben. Auch wirst Du mich aus dem Forum als „Kleinsegler“ kennen mit dem NIS 18, das ja auch nicht so ein riesiges Boot ist.
    Ich habe mit Freude festgestellt, dass wir in etwa die gleiche Segler-Philosophie haben. Ein Segelboot ist ja zum in erster Linie zum Segeln und nicht um sich mit Dingen herumzuschlagen, die wenig oder gar nichts mit Segeln zu tun haben. Und die Grösse und Ausrüstung der Boote, das ist eine Folge der „Komfortverwöhnung“, wie sie leider heute gang und gäbe ist.
    Du kannst meine Philosophie über das Segeln auf meiner Homepage nachempfinden: hanspiboote.jimdo.com
    Herzliche Grüsse Hanspi

    1. Die NIS 18 ist ein schönes Boot, wie ich finde. Mit Deinen fünf Booten kann ich noch nicht ganz mithalten; bei mir sind es erst zwei, und das noch nicht einmal ganz. Vielleicht begegnen wir uns mal irgendwo.

      1. Hallo Carlos,
        du bist wahrscheinlich auch noch nicht 75 Jahre alt wie ich. Also hast Du noch Zeit……….
        mich triffst Du am ehesten, wenn Du mal Dein Boot auf dem Bosdensee ausprobieren willst.
        Herzlich Hanspi

        1. Davon bin ich noch fast zwei Jahrzehnte weg. Mit dem Bodensee ist es unwahrscheinlich, wir werden mit dem Boot eher im Norden unterwegs sein. Ohne Boot könnte es schon eher mal sein.

  3. Hallo Carlos,
    ich finde, das Boot sieht einfach sehr schön und traditionell aus. Und beim Sehen der YouTube Filme kann man auch die Segeleigenschaften erahnen, sie scheinen ebenfalls gut zu sein.

    Aber warum ist das Boot so schwer? Bei dieser Größe und der Bauweise sollte doch nicht ein solches Gewicht zusammen kommen. Ist ein extra Ballast eingebaut? und wenn ja, könnte man den herausnehmbar gestalten? Vielleicht sogar Wasserballast?

    Beste Grüße,
    Armin

    1. Das Boot hat ungefähr 80 kg Bleiballast im Schwert und im Kiel. Wenn man dies durch Wasserballast ersetzen wollte, müsste sicherlich etwas an der Konstruktion bedeutend geändert werden.

Schreibe einen Kommentar zu Armin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert